Bahnbrechende
Neuerung im Orgelbau
„Versäume
keine Gelegenheit dich auf der Orgel zu üben; es gibt kein
Instrument, das am Unreinen und Unsauberen im Tonsatz wie im Spiel
alsogleich Rache nähme, als die Orgel“ (Robert Schumann).
Leider
scheinen die musikalischen Haus-und Lebensregeln Robert Schumanns in
Vergessenheit geraten zu sein. Nur so ist es zu erklären, dass die
Zahl der Satzfehler in letzter Zeit in dramatischer Weise zugenommen
hat.
Die
deutschen Bistümer und Landeskirchen, die Verbände der Chöre.
Orgelbauer, Zulieferer, der Kirchenmusiker und Musikwissenschaftler,
die sich schon immer für gediegene Satztechnik eingesetzt haben,
starteten daraufhin eine bisher einmalige gemeinsame Aktion.
Ergebnis
dieser Bestrebungen ist eine technische Neuerung, die hier ein klares
Zeichen setzt und den Orgelbau der nächsten Jahrzehnte entscheidend
revolutionieren wird:
Das
Warnsystem Terquintator zur Vermeidung von Quint- und
Oktavparallelen.
Der
Musikwissenschaftler und Physiker Dr. Hans-B. Librecht vom
Bölsche-Institut für angewandte Satzlehre erklärte dem
interessierten Fachpublikum die Funktionsweise:
„Die
ohnehin n jeder elektrischen Spieltraktur vorhandenen Kontakte werden
genutzt, um Tastenbewegungen jeder Art zu registrieren und verbotene
Fortschreitungen zu erkennen. Jedes Mal, wenn die Kontakte 7 oder 12
Halbtöne entfernt parallel angesteuert werden, wird ein elektrischer
Impuls an die Steuerungseinheit weitergegeben, die wiederum ein
Warnsignal an den Spieler sendet. Selbstverständlich werden auch
Parallelbewegungen von 6 zu 7 Tönen erfasst, um Fortschreitungen
verminderter zu reinen Quinten zu unterbinden.
Eine
besondere technische Herausforderung war die Deaktivierung des
Terquintators bei bereits vorhandener Literatur, deren Verbreitung
trotz massiver Satzfehler nicht unterbunden werden konnte.
Hier
sind vor allen Dingen einige der prominentesten Werke Johann
Sebastian Bachs zu nennen, wie zum Beispiel die Toccata BWV 565
(Oktavparallelen), die Fuge BWV 564 (Parallelen vermindert-rein) und
der Choral „Ich will dich mit Fleiß bewahren“ aus dem
Weihnachtsoratorium BWV 248/3 (offene Quintparallele).
Eine
Schnittstelle im Steuerungselement erkennt diese Werke, sofern sie
vorher als MIDI-File abgespeichert worden sind. Hier sind noch nicht
alle Probleme zufriedenstellend gelöst, eine spezielle
Erkennungssoftware beispielsweise für das Regersche Orgelwerk ist
unumgänglich und in Vorbereitung.
Problemlos
hingegen gestaltete sich die Gestaltung des Warnsignals, das sogar in
verschiedenen Versionen angeboten wird.
Die
einfachste Ausführung begnügt sich mit einer Warnleuchte, die an
geeigneter Stelle am Spieltisch platziert werden kann. Als
akustisches Warnsignal können zwei Hochdrucktrompeten im Abstand
einer übermäßigen Quarte, analog der Warnsignale im Eisenbahnbau,
installiert werden. Verfügt die Orgel über Hochdrucktrompeten auf
einer Zusatzlade, so können diese dank der vorhandenen
Einzeltonansteuerung problemlos verwendet werden. Als
Mindestwinddruck empfehlen sich hier allerdings 500 mm WS, um die
Wirksamkeit auch bei Plenoregistrierungen zu gewährleisten. Die
weiteren Optionen (Vibrationsalarm an der Orgelbank und 60
Volt-Impulse an den Tasten als Nebenprodukt der Weidezauntechnik)
durchlaufen zurzeit noch die üblichen Sicherheitsprüfungen, die der
TÜV Rheinland dankenswerterweise übernommen hat.
Selbstverständlich
ist der Terquintator bei mechanischen und besonders bei historischen
Orgeln ohne Eingriff in die Originalsubstanz nachrüstbar. Der
entscheidende Nachteil der mechanischen Traktur besteht jedoch darin,
dass die elektronische Bereinigung der verbotenen Parallelen durch
Unterbrechung des Stromflusses nicht zur Verfügung steht.“
Um
eine möglichst flächendeckende Eliminierung der Paralllelen zu
gewährleisten und Pfarrgemeinden bei der Anschaffung zu
unterstützen, hat das Bölsche-Institut eine Sonderstiftung ins
Leben gerufen.
Dieses
Institut, benannt nach dem berühmten Harmonielehreprofessor Franz
Bölsche (1869 - 1935), widmet sich in vorbildlicher Weise den
Prinzipien, die der Namensgeber in seinem pädagogischen Werk
vertreten hat. Anlässlich seines 150. Geburtstags am 20 August 2019
soll die Bölsche-Gesamteinspielung mit namhaften Interpreten der
Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Aufnahmesitzungen zur ersten
CD (Übungen und Aufgaben zum Studium der Harmonielehre, Schule des
Partiturspiels) sind bereits abgeschlossen.